Glaubenssätze verändern

Glaubenssysteme bestimmen unser Erleben der Welt, unser Tun und Lassen … und wie andere auf uns reagieren.

Das „Gemeine“ dabei ist:

So lange der Glaubenssatz unbewusst ist, verzerrt er unsere Wahrnehmung der Welt dergestalt, dass wir ihn nicht erkennen können.

Wir „sind“ der Glaube, dass (zum Beispiel) Menschen in erster Linie geldgierig sind, also werden wir genau dies immer wieder wahrnehmen und erleben, denn die Identifikation mit diesem Glaubenssatz blendet alle anderen Erfahrungen aus.

Glaubenssätze sind generell weder gut noch schlecht. Sie waren zu einem früheren Zeitpunkt mit Sicherheit einmal „gut“, das heißt förderlich für unser Überleben und Wohlergehen. Wenn ein Kind oft erfahren hat, dass es nur dann geliebt wird, wenn es die Unwahrheit sagt oder tut, nämlich das was die Eltern oder Lehrer hören wollen, dann wird es diesen Zusammenhang verinnerlichen und auch als Erwachsene/r noch danach handeln. Und sich über die Ergebnisse manchmal wundern …

Früher war es jedoch eine „positive“ Überlebensstrategie, denn ein Kind kann ohne Liebe nicht überleben.

Um genau diese Glaubenssätze, die uns im Hier und Jetzt nicht mehr nützlich sind, geht es im Coaching.

Der erste Schritt ist das Bewusstwerden

Wie werde ich mir meiner Glaubenssätze und Glaubenssysteme bewusst?

Wie schon deutlich wird: Andere finden unsere Glaubenssätze eher als wir selbst, da wir ja „betriebsblind“ sind! Ein geschulter (NLP-)Coach oder Therapeut kann oft verblüffend leicht unsere Glaubenssysteme aufspüren.

Manchmal haben wir aber selbst Momente des Erwachens … besonders, wenn wir uns in Selbstbeobachtung trainiert haben. Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Anleitung dazu .

Ich habe zum Beispiel einen meiner „Lieblinge“ vor kurzem wiederentdeckt: 

„Leben ist Kampf“.

Die Einsicht kam mir einfach beim Joggen.

Gleichzeitig merkte ich, dass ich diesen nicht loslassen will!
Dieser Glaubenssatz gab mir immer noch Kraft.

Leben ist Kampf ...
Leben ist Kampf … oder?

Zunächst probierte ich es also damit, parallele Glaubenssätze zuzulassen:

„Leben ist auch Spiel, Tanz, Leichtigkeit … „

Nur klappte dies bei mir nicht so gut.

Bis ich eines Tages wieder diese Kopfschmerzen und Verspannungen im Nacken hatte. Diesmal so stark, dass ich sie nicht ignorieren konnte.

Ich probierte hin und her, denn mir war klar, dass diese Kopfschmerzen aus einem bestimmten Grund da waren. Und ich fühlte, dass sie etwas mit meinem Glaubenssatz zu tun hatten.

Schließlich kam mir die Idee: Ich lehnte diesen Glaubenssatz in mir noch immer ab. Ich hatte irgendwo gelesen, dass es besser ist, etwas anderes zu glauben.

Aber der Glaubenssatz „Leben ist Kampf“ war nun mal da und ein Teil von mir. Und ich lehnte damit diesen Teil von mir ab! Was natürlich zu innerer Zerrissenheit führte …

Nun machte ich folgendes Experiment:

  • Ich nehme „Leben ist Kampf“ voll und ganz an.
  • Ich lebe es mit jeder Zelle meines Wesens.
  • Ich werde voll und ganz dazu, so dass es nichts anderes mehr gibt.
  • Ich bin der Kampf, aber auch das Leben, ich bin beides in Kombination …
  • Ich bin völlig das, was Leben / Kampf im Hier und Jetzt für mich bedeuten, in allen Facetten, bis in die Fingerspitzen und Fußsohlen etc.

Jetzt passierte folgendes:

  • Die Anspannung verschwand, auch die Kopfschmerzen!
  • Genau dieses totale, bedingungslose Annehmen machte alles viel einfacher und leichter.

Natürlich kamen weiterhin Gedanken und Emotionen:

  • Die Angst, nicht zu überleben, wenn ich nicht sofort mich drehe, arbeite, mir einen Wissensvorsprung aneigne
  • Die Emotionen von XX Kriegergenerationen in meinem Stammbaum

Aber wenn ich mich mit dem Leben und Kampf im Hier und jetzt verbinde, in meinem Körper, in jeder Zelle, dann bin ich im Hier und Jetzt.

Und dann gibt es auch die Freude des Lebens. Denn jetzt passiert genau das automatisch, was ich vorher „absichtlich“ versucht hatte: Ich bin noch der Kampf, aber gleichzeitig mehr als das …

Glaubenssätze verändern geht nur durch Annehmen.
Kampf ist auch … Freude!

Denn es gibt keinen Widerstand mehr gegen „ungeliebte“ Glaubenssätze, Überzeugungen oder Verhaltensmuster. Vielleicht lösen sie sich auf, vielleicht auch nicht … aber da ist kein Problem, nichts was unbedingt verändert werden muss.

Ratschläge:

1. Trainieren Sie sich in Selbstbeobachtung.

Tun Sie das ohne zu werten oder zu urteilen. Regelmäßige Meditation ist ein guter Einstieg. Vipassana ist gut geeignet, aber Sie können jede Art der Meditation dazu nutzen, um ihre Gedanken und Emotionen als Beobachter wahrzunehmen. Sie brauchen keine spezielle Haltung. Ich setze mich manchmal einfach eine halbe Stunde auf eine Stuhlkante. Es geht sogar im Liegen – nur schlafe ich dabei meistens ein 😉

Sie können das beim Abwaschen, Putzen, Aufräumen tun. Alle Beschäftigungen, bei denen der Verstand nicht zu sehr gefordert ist, die auf „Autopilot“ laufen – eignen sich für den Einstieg.

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihren Körper, Ihre Sinneseindrücke (das Gefühle des Wassers auf Ihren Händen und die Berührung des Geschirrs beim Abwaschen … Ihre Fußsohlen auf dem Boden … Ihr Atem …)
  • Beobachten Sie jetzt Ihre Gedanken, während Sie weiterhin „in Ihrem Körper sind“. Registrieren Sie Ihre Gedanken einfach nur, ohne Urteil! Dies ist wichtig.
  • Nehmen Sie jetzt auch Ihre Emotionen wahr. Ebenfalls ohne Urteil über „gut“ oder „schlecht“. Nur fühlen! Auch wenn es sich „nicht gut“ anfühlt.

2. Beobachten Sie sich im Zusammenwirken mit anderen Menschen

  • Beobachten Sie einfach nur Ihre Reaktion auf andere Menschen. Dies trifft besonders für als „negativ“ empfundene Situationen zu: Streit, Peinlichkeit, Schuldgefühle … Werten Sie aber nicht. Es geht nicht um „gut“ oder „schlecht“.
  • Tun Sie dasselbe mit Ereignissen. Fangen Sie mit kleinen Dingen an: Fahrradschlauch geplatzt? Ein Brief vom Finanzamt? Lieblingstasse zerbrochen? Wie reagieren Sie? Werden Sie wütend, frustriert, ängstlich?
  • Aber analysieren Sie nicht!!! Nehmen Sie Ihre Emotionen und Ihr Verhalten einfach nur wahr.
  • Jedes Mal, wenn Sie mit Ihrem Verhalten unzufrieden waren, gehen Sie bei der nächsten Gelegenheit in die Stille mit sich selbst – wie oben beschrieben.
  • Danken Sie dem Gefühl, der Emotion, dem Verhalten. Dafür, dass es sich zeigt. Denn nur, was Sie erkennen, können Sie annehmen und damit erlauben, dass es sich auflöst! Also danken Sie allem, was sich zeigt!
  • Vergeben Sie sich selbst für alles. Vollständig. Sie konnten zu diesem Zeitpunkt nicht anders fühlen oder handeln. Es war die beste Option, die Sie hatten – sonst hätten Sie es anders gemacht.

3. Forschen Sie nach dem Ursprung Ihrer Emotionen und Handlungen

Wann und wo hatten Sie das gleiche Gefühl, das gleiche Verhalten schon einmal?

Hier können mehrere Situationen kommen oder auch keine. Die früheste ist meist die Wichtigste.

Es ist aber nicht wichtig, dass Sie etwas finden. Manchmal bilden sich Glaubenssätze und Verhaltensmuster auch durch viele Wiederholungen von ähnlichen Situationen im Laufe von Jahren. Dann gibt es nicht die EINE konkrete Situation.

Vergeben Sie sich und allen anderen Personen, die damals beteiligt waren.

Sie alle trafen zu jenem Zeitpunkt die beste ihnen mögliche Wahl. Sie konnten nicht anders handeln. Sonst hätten Sie es getan. Keine Mutter, kein Vater wird seinem Kind bewusst schaden. Sie alle waren Gefangene ihrer eigenen Muster und ihrer eigenen Vergangenheit!

Also vergeben Sie. Komplett und vollständig.

Vergebung = Reinigung

4. Glaubenssätze finden

Fragen Sie sich:

  • „Was müsste jemand anders glauben, um so zu handeln / sich so zu fühlen wie ich in dieser Situation?“
  • „Was habe ich damals gedacht über mich / die Anderen / die Welt?“
  • „Was glaube ich jetzt über mich / die Anderen / das Leben?“

Freuen Sie sich, wenn etwas kommt … aber erwarten Sie nichts. Manchmal kommen diese Einsichten auch später. Meist dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

5. Alles annehmen

Nehmen Sie alles von tiefstem Herzen aus an.

Spüren Sie den Glaubenssatz oder das Verhaltensmuster in allen Zellen Ihres Körpers – oder wo auch immer Sie es fühlen. Begrüßen Sie es wie einen alten Bekannten! Danken Sie dem Glaubenssatz, dass er früher etwas Gutes für Sie getan hat. Wie fühlt es sich an, mit diesem Muster zu leben?

Öffnen Sie Ihr Herz dabei für sich selbst, für alle Facetten: Das Kind in Ihnen, den Erwachsenen … Ihren Verstand, Ihren Körper, Ihre Seele.

6. Veränderungen zulassen

Dies geschieht automatisch durch die totale Annahme. Dann kommen unsere Muster und Überzeugungen ins Fließen und sind bereit, sich zu verändern.

Alles Gute!

Thomas Fuchs

Von Thomas Fuchs

*1968 in Berlin - gelebt in Leipzig und Paris - Key Account Manager - Motivational Coach - Parkoursportler - Influencer